Mit dem Bibelbus unterwegs: Begegnungen, Segen und Wunder
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
in den vergangenen zwei Monaten ist hier in Uruguay viel geschehen.
Am Sonntag, den 2. Februar, wurde unser 24 Meter langes und 8 Meter breites Zelt abgebaut und in die beiden Bibelbusse verladen. Am Montagmorgen machten wir uns auf den Weg Richtung Colonia. In Montevideo stiegen noch weitere Mitreisende zu, und dann ging es weiter. Es war sehr heiß – 36 Grad im Schatten, ohne Klimaanlage – doch alle waren voller Freude, Teil der kommenden Wochen sein zu dürfen.
Die Hitze setzte einem unserer Busse ordentlich zu – er überhitzte, und wir mussten eine Pause einlegen. Genau an dieser Stelle stand ein junger Mann, der per Anhalter unterwegs war – ein Amerikaner, der durch die Welt reist. Wir kamen schnell ins Gespräch. Sein Großvater war Deutscher und Pastor einer lutherischen Gemeinde in den USA. Auf die Frage, ob er Jesus kennt, antwortete er: „Nein, aber ich bin auf der Suche nach Gott.“ Das war unsere Gelegenheit, ihm das Evangelium klar und verständlich weiterzugeben.
Dieses Jahr waren viele Teenager dabei – noch recht jung, aber voller Eifer, mitanzupacken und zu lernen. Die Zeltevangelisation verfolgt zwei Ziele: zum einen, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, und zum anderen, das Leben der jungen Teilnehmer zu prägen – ihnen den Herrn Jesus liebzumachen. Es geht darum, aus Liebe zu Jesus zu dienen. Und dazu gibt es reichlich Gelegenheit: vom Putzen der Toiletten über das Aufstellen der Zeltbänke, dem Abwasch, dem Verteilen von Einladungen, Gesprächen auf der Straße, dem Abholen von Kindern für die Kinderstunden, biblische Geschichten erzählen, Essen austeilen, auf engem Raum und ohne Privatsphäre leben – und vieles mehr.
Die tägliche Bibelarbeit in der Gruppe, persönliche stille Zeit, und das gute Miteinander stellen dabei auch Herausforderungen dar. Aber Gott gebraucht diese Erfahrungen, um an uns zu arbeiten: Geduld lernen, wenn nicht alles nach Wunsch läuft, Charakter wird geformt. Am Abend ist man oft so erschöpft, dass einen die Beine kaum noch tragen – aber die Freude am Herrn ist größer und schenkt immer wieder neue Kraft.
Ein interessantes Muster:
Jeden Montag, wenn wir zur nächsten Stadt aufbrachen, und am Dienstag, herrschte große Hitze – zwischen 34 und 36 Grad. Am Mittwoch folgte jeweils ein stürmischer Regenguss, danach war das Wetter angenehm – und das war an allen vier Orten so. Manchmal dachten wir: Heute fällt die Kinderstunde ins Wasser. Aber selbst bei leichtem Regen fuhren wir los, um die Kinder zu holen – und oft lösten sich die Wolken auf, und die Sonne kam heraus. Gott war gut zu uns.
Die erste Woche in Colonia war ein besonderes Zeugnis von Gottes Gnade. Zwei kleine Gemeinden, die sich vor zwei Jahren versöhnt hatten, arbeiten heute harmonisch als eine zusammen.
Am Montag, den 10. Februar, machten wir uns bei 36 Grad auf den Weg nach Tacuarembó – über 500 km. Dort wartete die Gemeinde bereits mit einem liebevoll vorbereiteten Essen auf uns. Danach ging es weiter mit dem Zelt nach Villa del Carmen, einer kleinen Stadt im Departamento Durazno. Die vierte und letzte Woche verbrachten wir schließlich in Rocha.
Das Programm war an allen Orten ähnlich, doch jede Stadt hatte ihre eigenen Herausforderungen – mal stürmischer Wind, der am Zelt zerrte, mal drückende Hitze ohne einen Hauch Wind, am nächsten Tag dann plötzliche Kälte.
Gottes Wirken in Rocha
Am letzten Samstag waren wir mit zwei Bussen unterwegs, um Kinder abzuholen. Als ich zurück zum Zelt kam, hieß es: „Paul, der andere Bus ist liegen geblieben – du musst seine Runde übernehmen.“ An diesem Tag bekamen die Kinder zusätzlich ein kleines Geschenk, deshalb dauerte alles etwas länger. Ich übernahm die Tour – für eine Runde benötigt man etwa eine Stunde. Begleitet wird man immer von Gemeindemitgliedern, die die Strecke kennen und wissen, wo die Kinder wohnen.
Der Bus war voll mit Kindern. Ich fragte augenzwinkernd: „Wisst ihr überhaupt, wo wir alle wieder hinbringen müssen?“ – „Ja, ja!“, kam die Antwort. Doch es wurde schnell dunkel, und viele Eltern warteten schon besorgt auf der Straße, weil wir später dran waren als üblich. Als wir fast am Ende der Route waren, saß noch ein kleines Mädchen im Bus – sie war neu, und keiner wusste, wo sie wohnte. Sie nannte eine Straße, aber auf Google Maps war sie nicht zu finden. Schließlich fanden wir ihr Zuhause – alles war gut, aber es war einer dieser Momente, in denen man kurz ratlos ist: Was tun?
An den Abenden kamen auffallend viele Menschen ins Zelt, die sonst nie zur Gemeinde kommen. Im Lauf der Woche äußerten mehrere Besucher den Wunsch, Jesus nachzufolgen.
Ein weiteres besonderes Ereignis war die Hochzeit von Alejandro Huerta und Susanne Beitze am 15. März. Alejandro wurde vor etwas über zwei Jahren Witwer, und der Herr hat ihm Susanne zur Seite gestellt. Die Frage war: Wen zur Hochzeit einladen – und wen nicht? Sie entschieden sich für eine einfache Lösung: Sie luden alle Brüdergemeinden ein, verschickten die Einladung über sämtliche Gemeinde-Chats – alle waren eingeladen! Es sollte eine „Mitbring-Hochzeit“ sein. Mauro, der Bruder Alejandro koordinierte, wer etwas Herzhaftes und wer Kuchen mitbringen würde – und alles klappte wunderbar. Über 500 Menschen nahmen teil. Mit Alejandro arbeiten wir schon seit vielen Jahren eng zusammen.
Auch in unserer Gemeinde in San Carlos erleben wir Gottes Wirken. In den letzten Wochen kamen immer wieder neue Menschen, um Gottes Wort zu hören. Doch auch der Feind schläft nicht – es gab Spannungen unter den Besuchern. Aber Gott ist treu und bewahrt uns.
Am 9. März durften wir eine Taufe feiern: Vier junge Schwestern ließen sich taufen und wurden in die Gemeinde aufgenommen. Gleichzeitig befinden wir uns im Prozess, Jonathan Moreno als Ältesten anzuerkennen und einzusegnen. Auch weitere Brüder sollen als Diakone berufen werden.
Gebetsanliegen
Gott danken:
- Für jeden Einzelnen aus der Ortsgemeinde, der mit seinen Gaben dient – sei es bei den Kinderstunden, in der Teenagerarbeit, beim Kochen, Austeilen, Putzen, Aufräumen, Lehren oder Predigen.
- Für alle Mittel, die der Herr uns gibt, um diese Arbeit ausführen zu können – wir haben keinen Mangel erlebt.
Gott bitten:
- Um Weisheit, dieses große Werk zur Ehre unseres Herrn treu und gut auszuführen.
- Um Weisheit für den Prozess der Einsegnung des Ältesten und der Diakone.
- Um Weisheit im Umgang mit all den Menschen, die unsere Gemeinde besuchen und nach Gott suchen.
- Dass wir unterwegs mit dem Bibelbus das Evangelium klar und verständlich weitergeben – damit es verstanden und geglaubt wird.
- Dass die verteilten Schriften gelesen werden – und viele dadurch zu Jesus finden.
In liebevoller Dankbarkeit verbunden,
Paul und Lydia Schulz